Station 10 – Georg-Schwarz-Straße 24: Georg Schwarz

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Die Georg-Schwarz-Straße 24 war der letzte Wohnort des Leipziger Kommunisten und Widerstandskämpfer Georg Schwarz. Dieser wurde am 27. März 1896 in Zwenkau bei Leipzig geboren und meldete sich mit 18 Jahren freiwillig als Soldat im I. Weltkrieg. Im Krieg für seine Tapferkeit ausgezeichnet, führte ihn sein Weg nach Kriegsende in den Soldatenrat nach Saalfeld. Nach den Ereignissen des Spartakusaufstandes in Berlin und als Folge unzähliger Gespräche im Soldatenrat, wandte sich Schwarz von seinem anfänglichen sozialdemokratischen Denken ab und wurde Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bzw. folgend der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Zu Beginn der 1920er Jahre zog er mit seiner Frau Wilhelmine, geborene Lücht, und dem Stiefsohn Martin in die Gundorfer Straße 24 (heute Georg-Schwarz Straße). Dort wurde auch 1924 die gemeinsame Tochter Sonja geboren.
Zu Beginn seiner politischen Tätigkeit war Schwarz für die KPD im Betriebsrat der Eisengießerei Max Jahn in Leipzig Leutzsch tätig. Der Partei blieb er auch nach 1925 treu, als diese einen Richtungswechsel vollzog. Man erhob den Alleinvertretungsanspruch für das Proletariat, eine Zusammenarbeit mit der SPD wurde von nun an kategorisch ausgeschlossen. KPD-Mitglieder, die nach wie vor an der Zusammenarbeit mit Teilen der SPD interessiert waren, wurden aus der Partei ausgeschlossen. Diejenigen, die verblieben waren, wurden mittels Kaderschulungen an die neue Ausrichtung herangeführt. So auch Schwarz im Jahr 1927. Bereits zwei Jahre später wurde er politischer Sekretär des nördlich des Erzgebirges liegenden Wahlbezirk Flöha. Dem folgte das Mandat im sächsischen Landtag für das Jahr 1929.

Nach der Machtübertragung an die NSDAP wurde Schwarz aufgrund seiner KPD-Mitgliedschaft im März 1933 verhaftet. Nach etwa einem Jahr in Haft, die er unter anderem in den frühen Konzentrationslagern Burg Hohnstein und Sachensburg verbrachte, folgte die Entlassung und er wurde Teil des kommunistischen Widerstandes im Leipziger Westen. Wann dies genau geschah, lässt sich nicht mehr exakt rekonstruieren, jedoch sind Gespräche dokumentiert, in denen er im Frühjahr 1939 ehemalige Genossen für die Widerstandsarbeit bei Spaziergängen im Leutzscher Holz anzuwerben versuchte. Schwarz war zu Beginn seiner Tätigkeit im Leipziger Widerstand in der KPD-nahen Gruppe um die ehemaligen Landtagsabgeordneten Arthur Hoffmann, William Zipperer und Karl Jungbluth organisiert, wurde aber mit der Gründung des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ im Umkreis des ehemaligen Kommunistischen-Partei-Opposition (KPDO/KPO)-Abgeordneten Otto Engert und des ehemaligen Reichstagsabgeordneten Georg Schumann verortet. Hier übte er vor allem redaktionelle Tätigkeiten aus und war Mitautor und Verleger der illegalen Zeitung „Widerstand gegen Krieg und Naziherrschaft“. Ziel des Widerstandes war es vor allem, Einfluss auf die Arbeiter*innenschaft in rüstungswichtigen Betrieben zu gewinnen, um dort sogenannte Betriebszellen zu gründen, die dann gezielt agitierten und versuchten, die Produktion zu sabotieren.

Über Erfolg und Misserfolg dieser Tätigkeit lässt sich streiten. Erfolge waren eher im Kleinen zu registrieren. Die Zunahme von Betriebszellen, die kritischen Gespräche in den Betrieben und Privaten und kleinere Sabotageakte organisierten, gehörten zu den Erfolgen der Leipziger Gruppen. Doch waren die Ausfälle in den Betrieben nie groß genug, um die Rüstungswirtschaft ernsthaft zu schwächen. Bemerkenswert ist jedoch die Kontinuität der Gruppen, aufgrund eines eher dezentralen Netzwerkes blieben diese lange unerkannt und konnten so ihre illigale Arbeit verrichten und ihr Netzwerk stätig erweitern. Auf diese Art und Weise blieben sie eine beständige Bedrohung innerhalb des NS-Systems in Sachsen.
Am frühen Morgen des 19. Juli 1944 wurde Schwarz erneut verhaftet. Der Gestapo war es gelungen, im Netzwerk der Kommunisten den V-Mann Fritz Brüderlein einzuschleusen. Dessen Aussagen und die Ergebnisse von Verhören zuvor verhafteter Widerstandskämpfer in Berlin sorgten für die Verhaftung zahlreicher Widerstanskämpfer*innen in Leipzig. Schwarz wurde aufgrund von Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt. Das Gnadengesuch der Tochter wurde nicht erhört und Georg Schwarz wurde am 12. Januar 1945 in Dresden hingerichtet.

Auf Initiative von Freund*innen und ehemaligen Mitstreiter*innen wurde die Gundorfer Straße bereits 1945 in Georg-Schwarz-Straße umbenannt. Es folgte die Umbenennung des Leutzscher Stadions in Georg-Schwarz-Sportpark 1949 und die Einweihung einer Erinnerungstafel im Sportpark 1966, die auch heute noch vor der Geschäftsstelle zu finden ist. Ein Stolperstein wurde 2009 erstmalig vor dem ehemaligen Wohnhaus von Georg Schwarz verlegt dieser verschwand 2020/2021 nach Umbaumaßahmen, wobei die genaue Ursache diesbezüglich unklar ist. Im März 2021 wurde diese auf Initiative verschiedener Vereine und Politiker*innen erneut verlegt.

Steffen Butzkus